Andrea Fraser gehört zu den führenden Vertreterinnen der Institutionskritik. Ihre auf der Basis präziser Recherchen entwickelten Aktionen und Performances in Museen und Ausstellungshäusern berühren Aktivitäten, die üblicherweise nicht von Künstlerinnen, sondern von Kunstvermittlerinnen übernommen werden. In dem personellen Gefüge des so genannten Kunstsystems sind widerstreitende Interessen vorhanden, die zunehmend unter dem Diktat der Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Professionalität ausgetragen werden. Frasers Rollenspiele, als Kunstvermittlerin in Welcome to the Wadsworth oder naive Kunsttouristin in Little Frank and His Carp, demaskieren den nicht selten eitlen Wettbewerb um Werte und Inhalte, die die Verantwortlichen durchzusetzen versuchen. Was ist Kultur und welche Bedeutung weist ihr die Gesellschaft zu? In ihren Videos und Aktionen lenkt Fraser die Aufmerksamkeit auf die machtpolitischen Einflüsse und finanziellen Zwänge, die am Ende über die Kultur einer Gesellschaft entscheiden.
In Little Frank and His Carp schlüpft Fraser in die Rolle einer vordergründig naiven Kunstkonsumentin, die ausgerüstet mit einem Audioguide durch das Guggenheim Museum in Bilbao geht. ›Little Frank‹ ist hier der Stararchitekt Frank O. Gehry und ›sein Karpfen‹ ist ein ironischer Kommentar auf das von ihm gebaute Museum. Die männliche Tonbandstimme des Guides fokussiert sich auf die architektonischen Highlights des Gebäudes und fordert die Besucher*innen auf, ein Wandstuck zu berühren. Fraser geht darauf ein, lebt allerdings die ›abstrakte‹ Betrachtung als körperlich-sinnliches Ereignis aus.