Als Auftragsarbeit für die Bienal de São Paulo produziert, untersucht Ma’arad Trablous divergierende Entwicklungen zweier ähnlich geplanter Projekte des brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer: den 1954 teilweise von ihm konzipierten Ibirapuera Park in São Paulo und den Rashid Karami International Fair im libanesischen Tripoli. Das Messegelände, das aus 15 individuellen Betonformen bestand, war für die Ausrichtung der Weltausstellung vorgesehen, bevor die Bauarbeiten zu Beginn des Libanesischen Bürgerkrieges (1975) eingestellt wurden. Die Kamera folgt den monumentalen Betonbauten und beobachtet eine Frau im langen schwarzen Kleid, deren choreografierte, den architektonischen Formen folgende Bewegungen mit Aufnahmen von Besuchern und Arbeitern alternieren. Mit einem Kuppelbau für ein experimentelles Theater, dem Parabelbogen einer Mehrzweckhalle und einem lichtdurchfluteten Museum mit traditionellen Spitzbogenfenstern gleicht das monumentale Messegelände in Tripolis einer verlassenen Raumstation. Ma’arad Trablous befasst sich mit Anpassung, Übersetzung und Nutzung architektonischer Konzepte. Die Künstlerin arbeitet mit auditiven Verfremdungseffekten und performativen Elementen und übersetzt gleichsam körperlich die Zeugnisse vergangener Architekturutopien in neue Zusammenhänge.