›Topologische Tücher‹ nennt Silke Radenhausen ihre Objekte, die weder der Plastik noch der Malerei eindeutig zuzuordnen sind. Radenhausens Aufmerksamkeit gilt der Grundlage der Malerei im buchstäblichen Sinn, der gespannten Leinwand als Bildträgerin in der westlichen (illusionistischen) Kunst. Auf der Basis kunsttheoretischer wie feministischer Diskussionen stellt sie die illusionistische Bildauffassung, welche die Betrachter gleichsam entkörperlicht und den Kunstgenuss als höchste Transzendenz zelebriert, in Frage. Sie arbeitet mit der Malerleinwand selbst, indem das gewaschene und eingefärbte Leinen flächig an- und ineinander genäht und dann gegebenenfalls wieder auf einen Keilrahmen aufgezogen wird.
1856 veröffentlichte der englische Architekt und Designer Sir Owen Jones (1809–1874) sein Hauptwerk ›The Grammar of Ornament‹, in welchem er »allgemeine Prinzipien zur Anordnung der Form und der Farbe in der Architektur und den dekorativen Künsten« aufstellte, illustriert durch 100 farbige Muster-Tafeln mit Ornamenten aller Stile und Epochen. Im Rückgriff auf Owens Tafelwerk ordnet Silke Radenhausen die Muster nach eigenen Kriterien neu, macht sie handhabbar und redefiniert sie als Teil femininer Praxis.