Am 21. Februar 1987 starb Andy Warhol unerwartet an den Folgen einer Operation. In den Monaten vor seinem Tod hatte er an einer Umfassenden Siebdruck-Serie gearbeitet, die die Zentenar-Feier des Automobils zum Anlass hatte. Autos zeigen die letzten Bilder von Andy Warhol. Er wählte aus einer großen Zahl von Vorlagen seine Motive aus, allesamt Modelle der Firma Daimler-Benz. Schon einmal war das Motiv in Warhols Werk aufgetaucht. In den Car Crashs am Anfang der Sechziger wurde das Auto, Sinnbild für Fortschritt und Autonomie nicht nur in Amerika, zu tödlichen Falle. Waren es damals im Zeitungsrotationsdruck reproduzierte Polizeifotos, die als Vorlage dienten, so sind es nun die musealen Bilder eines Konsumartikels. Nicht nur bei Autofans erregen Bezeichnungen wie W 125 oder Silberpfeil bewundernde Assoziationen, seltener wohl persönliche Erinnerungen. Die Form der Karosserien vereint ein subtiles Spiel technischer Notwendigkeiten und präzise, auf bestimmte optische Wirkungen ausgerichtete Arbeit von Designern. Man mag es als bewusste Ironie ansehen, dass Warhol auch Motive früherer Versionen des Automobils verwendete, die den Typus des Kutschenaufbaus beibehielten. Bei den Sportwagen jedoch bot sich eine Vielzahl von Varianten an. Warhol sieht in den Karosserien eine gleichsam abstrakte Form und verwendet sie ohne jedes erzählerische Moment. Er druckt sie zusammen mit Einfügungen von eigener Hand in faszinierenden paradoxen Farben, in Nuancen, die den Kern jener Form entlarven. Genau jene Eigenschaften, die von den Produzenten gewünscht, in der Optik des Produkts niedergelegt werden und bei den Käufern begehrt sind, legt Warhol in seinen Bildern frei: das Selbstverständliche wird zum Subtilen. Die letzten Bilder von Andy Warhol werden nun zum ersten Mal in dieser Form veröffentlicht. In seinem Text stellt Werner Spies sie in den Kontext des Gesamtwerks und spürt die Nuancen auf für eine differenzierte Ansicht des Werk.
Mit einem Text von Werner Spies.
ISBN 978-3775702492