Franz Erhard Walther (*1939 Fulda, lebt in Fulda und Hamburg, D) hat um 1960 einen substantiell neuen Werkbegriff entwickelt, der den Betrachter zum handelnden und reflektierenden Mittäter des Werkes werden lässt. Seine überwiegend aus Baumwollstoffen genähten Werkstücke lassen so abstrakte plastische Begriffe wie Maß, Energie, Zeit, Raum, Gewicht, Materialprozess etc. als Dimensionen der Plastik und des Bildes erfahrbar werden.
Für die große Eingangswand des Mercedes-Benz Museums Stuttgart hat Franz Erhard Walther ein so genanntes Wortfeld entworfen. Die dafür ausgewählten Begriffe sind nicht beschreibend, sondern haben Bedeutungshöfe, die künstlerische, kulturelle und wissenschaftlich-technische Bereiche ansprechen. Im Zentrum jedoch steht das Bildhaft-Plastische. Der Rhythmus der Worte auf der Wand bezieht sich auf die Architektur.
Auf rückseitig und seitlich offenen Plexiglaskästen wurde auf den Innenseiten je ein Wort im Siebdruckverfahren angebracht. Die Schrift ist vom Künstler entwickelt, jedes Wort ist wie eine ›Spracharchitektur‹ aufgebaut bis hin zu individuellen ›Spationierungen‹, also jeweils neu festgelegten Abständen zwischen den Buchstaben.
Die Kastenformen sind so angeordnet, dass sie die Wand zu einem plastischen Bild machen. Die Begriffe gehen entsprechend der Wanderung des Auges über das Wortfeld die verschiedensten Verbindungen ein. Sehen und Lesen als Tat. Wand und Raum werden zu einem Ort.
Mit einem Text von Renate Wiehager.