Rupprecht Geiger, einer der herausragenden Vertreter abstrakter Malerei in Deutschland, war von 1936 bis 1962 als Architekt tätig. Seinen malerischen Weg begann er als Autodidakt. In den 1950er Jahren wird Geiger bekannt durch seine Beschäftigung mit der Farbe Rot, die bis in sein Spätwerk ein Hauptthema bleibt. Für Geiger ist Farbe ein Medium, das er zu Feuer, Wasser, Luft, Licht und Erde in die Gruppe der Elemente einreiht. Geiger ist einer der Hauptvertreter der Farbfeldmalerei in Deutschland, diese zeichnet sich durch eine intensive Farbigkeit aus, deren Leuchtkraft auch über die Leinwand hinausstrahlt. Das Leuchten des intensiven Rots, zum Teil kombiniert mit kontrastierenden Farbtönen, zieht den Betrachter in Bann und erzeugt bei längerer Betrachtung Nachbilder auf der Netzhaut. 371/62 zeigt einen sich nach oben lichtenden Farbverlauf: Dieser beginnt am unteren Rand in gedecktem Braunrot, verdichtet sich nach oben zu einem intensiver leuchtenden Rot und schließt am oberen Rand mit einem orangeroten Streifen ab. »Rot: Die Farbe der Potenz. Rot ist geballte Energie und manifestiert sich im Glutrot der untergehenden Sonne.«