Heba Y. Amins forschungsbasierte Arbeiten thematisieren geschichtlich bedingte Sehgewohnheiten und weben andere Perspektiven in vorgefertigte Wahrnehmungsmuster ein – schwerpunktmäßig bezogen auf die Repräsentation von Kultur und Geschichte des Nahen Ostens. A Mathematical Manner of Perceiving ist Teil einer fortlaufenden Reihe an Skulpturen, die von frühen Diagrammen des Sehens und der Optik inspiriert sind. Die Skulpturen beziehen sich auf die siebenbändige Schrift Kitāb al-Manāẓir von Ibn al-Haytham. In dessen Buch der Optik, das der arabische Gelehrte von 1011–21 niederschrieb, suchte er die Kluft zwischen Mathematik und Physik mittels einer Kombination aus rationalen Argumenten und wiederholbaren, empirischen Experimenten zu schließen und etablierte so eine der Grundlagen moderner wissenschaftlicher Methodik. Bahnbrechend bewies seine Sehtheorie, dass die visuelle Wahrnehmung mit dem ins Auge fallenden Licht zusammenhängt. Durch die Dominanz einer eurozentrischen Geschichtsschreibung wurde sein Erbe zumeist marginalisiert. Amins Skulpturen fordern die Betrachter:innen auf, zu hinterfragen, wie wir Geschichte sehen und wessen Vision von Geschichte wir sehen (H.Y.A.).