Übersetzungen von Beobachtungen aus Natur, Urbanität und Traditionen japanischer Bildkunst prägen die abstrakten Bildwelten in den diffizilen Zeichnungen Hiroe Saekis. Die minutiösen, sich wiederholenden und doch leicht veränderten Formen scheinen wie eigene ökologische Organismen vor der weißen Bildfläche zu schweben: flüchtig, kontinuierlich dem natürlichen Prozess der Veränderung ausgesetzt. Die Künstlerin arbeitet mit Bleistift, dünnem schwarzen Architektenstift und gelegentlich mit Akzenten von Tusche und Acryl auf zumeist glattem, kalkweißem Papier, welches das höchst Artifizielle ihrer Formverläufe unterstützt. Mit der ersten Anlage der Zeichnung wird bereits der leere Raum des Papiers als aktives Moment der Bildaussage definiert und qualifiziert – entsprechend der japanischen Tradition des ›Ma‹, der erfüllten Leere, welche positiv als Anfang und Raum für Möglichkeiten definiert wird. Die naturähnlichen Formkomplexe gewinnen ihre suggestive Prägnanz aus dem Kontrast zum kühlen Weiß des Bildraums, um zugleich eine Harmonie eigener Ordnung mit diesem zu etablieren.