René Kanzler verknüpft seine technische und fotohistorische Analyse des fotografischen Bildes mit Fragestellungen aus den Bereichen Soziologie, Philosophie und Bildwissenschaften. Er beginnt seinen Arbeitsprozess – entgegen der klassischen Kamerafotografie – mit bereits vervielfältigten Motiven. Durch elektronische Speicherung als abstrakte Datenmenge, durch Ausschnitt und Bearbeitung werden diese in Grafiken zurückverwandelt, die der Künstler als Imaginäre Fotografien bezeichnet. Die Serie Industrial Peace [Arbeitsfrieden] verweist im Titel auf die Fragilität einer ökonomisch-politischen Momentaufnahme. Als Betrachtende sehen wir jedoch ein Naturmotiv, über Solarisationseffekte verfremdet, zertrennt auf zwei hochformatige Bilder. Diese können sowohl für sich wie als ›imaginäre‹ Einheit, als ein in der Vorstellung entstehendes drittes Bild gelesen werden. Damit ist für die Wahrnehmung und Reflektion ein Prozess angestoßen, für welchen in der Welt ökonomischer Gesetzmäßigkeiten Aspekte von Handlung, Interpretation und Regeln stehen, die Wirklichkeit strukturieren.