Das Publikationsprojekt Duchamp und die Frauen nähert sich dem Jahrhundertkünstler Marcel Duchamp auf ungewöhnlichen Wegen. Nach dem Band Duchamp als Kurator (2017) und Marcel Duchamp: Das kuratorische Werk (2019) ist dies der dritte Band einer Publikationsreihe herausgegeben von Renate Wiehager mit Katharina Neuburger, der eine neue Forschungsperspektive auf Marcel Duchamp eröffnet. Anhand biografischer Porträts, kunstwissenschaftlicher Essays und historischer Texte von und über mehr als 100 Künstlerinnen, Autorinnen, Galeristinnen und Sammlerinnen, die Leben und Werk von Marcel Duchamp geprägt haben, werden wesentliche Initiativen, Kooperationen und konzeptuelle Grundlagen weiblicher Protagonistinnen des 20. Jahrhunderts vorgestellt.
Das Hauptaugenmerk der Herausgeberinnen liegt dabei nicht auf den gängigen Klischees –Schöpfer/Muse, Narrative des Eros, Nacherzählung psychologischer Motive in Bezug auf Marcel Duchamps (Liebes)Beziehungen. Vielmehr zeichnet Duchamp und die Frauen das gesellschaftliche und kulturelle Wirken der Frauen nach, die als Kolleginnen und intellektuelle Partnerinnen Duchamps ihn und ihre Zeit mitgeformt haben. Einige von ihnen waren zentrale Figuren der frühen Moderne des 20. Jahrhunderts, während andere Teil faszinierender intellektueller und künstlerischer Netzwerke waren, die in der vorliegenden Publikation chronologisch aufgeschlüsselt werden. Duchamp und die Frauen macht die Leserinnen und Leser so mit den kulturellen Zirkeln und künstlerischen Bewegungen bekannt, in deren Kontext die vorgestellten Frauen aktiv waren und innerhalb derer sie ihrerseits Einfluss nahmen. Es gilt, eine neue Facette von Duchamps Werk und Wirken vor diesem Horizont zu entdecken: Die Publikation nimmt diese Frauen mit einem Fokus auf biografische Koinzidenzen zu Marcel Duchamp in den Blick – von Duchamps Jugendjahren bis zu seinem Tod im Jahr 1968.
Neben chronologisch gruppierten Kurzbiografien zeichnen umfängliche Essays von Renate Wiehager und Katharina Neuburger – ergänzt durch einen Gastbeitrag des Literaturwissenschaftlers Sandro Zanetti – die Wege der Protagonistinnen als Leitfiguren der frühen Moderne und Wortführerinnen eines qualitativ neuen Feminismus auf. Die Essays befassen sich mit: Louise Arensberg (1879–1953), Gabrielle Buffet-Picabia (1881–1985), Katherine S. Dreier (1877–1952), Suzanne Duchamp (1889–1963), Elsa von Freytag-Loringhoven (1874–1927), Peggy Guggenheim (1898–1979), Mina Loy (1882–1966), Maria Martins (1894–1973), Mary Reynolds (1891–1950), Rrose Sélavy (initiiert 1920), Gertrude Stein (1874–1946), Carrie, Ettie und Florine Stettheimer (1870–1944) sowie Beatrice Wood (1893–1998). Originaltexte von und über die Frauen, die hier zum Teil erstmals in deutscher und englischer Sprache zugänglich gemacht werden, erweitern den Horizont des Buches um zeithistorische Stimmen. Eine umfassende Bibliografie fächert für Forscherinnen und Forschern aus den unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft darüber hinaus wichtige Grundlagen für weitere Untersuchungen zu Leben und Werk der in Duchamp und die Frauen versammelten Personen – und Marcel Duchamp – auf.
Duchamp und die Frauen
Freundschaft, Kooperation, Netzwerk
Snoeck Köln, 2020
Deutsch / Englisch, 15 x 23 cm, 560 S., 300 Abb., Softcover
35 €
– bestellen
Ausstellungen
31: Women
(Exhibition Concept after Marcel Duchamp, 1943)
Werke der Mercedes-Benz Art Collection 1930–2020
Werke der Mercedes-Benz Art Collection 1930–2020