Ulrich Rückriems Thema ist der Stein. Seine Kolleg:innen mögen den Stein lediglich als materielle Ausgangsbasis für eine aus ihm zu schälende Skulptur zu sehen. Ulrich Rückriem, 1938 in Düsseldorf geboren, dagegen macht aus dem Steinblock selbst eine Skulptur und vertraut auf die sinnliche Erfahrbarkeit seiner geologischen Beschaffenheit und farblichen Differenzierungen. Dabei beschränkt er sich auf Verfahren und Werkzeuge, die in der steinverarbeitenden Industrie eingesetzt werden und macht dort Halt, wo normalerweise die Arbeit des Bildhauers, der Bildhauerin beginnt. Alle Spuren der Verarbeitung, wie etwa Bohrlöcher und Spaltlinien, sind sichtbar und in ihrer Chronologie nachvollziehbar. Durch die geometrische Unterteilung des Steinblocks und die stellenweise Glättung des Rohlings stellt Rückriem einen Bezug zur benachbarten Architektur her, die sich ebenfalls aus den Grundrichtungen Horizontal und Vertikal zusammensetzt und für den Künstler mit zum Werk gehört. »Das Material, seine Form, seine Eigenschaften und Ausmaße beeinflussen und begrenzen meine bildnerische Tätigkeit. Arbeitsprozesse müssen ablesbar sein und dürfen nicht von nachfolgenden verwischt werden. Die von mir am Material vorgenommenen Bearbeitungen bestimmen das Objekt selbst und dessen Beziehung zum neuen Standort.« (U.R. 1973, zit. Kat. U.R., Zeichnungen und Skulptur, Stuttgart 1998, S.15)