Günther Förgs fotografisches Œuvre beginnt in den 1980er Jahren. In den 1990er Jahren verfolgte er umfangreiche Serien zu Bauhaus-Architekturen u.a. in Tel Aviv, Jerusalem, Moskau und Ankara. Aus vielen Aufnahmen trifft er eine Auswahl, die er als gültiges ›Archiv‹ veröffentlicht. Die Größe der Abzüge variiert und – wie im Fall des Cumae-Fotos – existieren sie nur als Unikate. Außergewöhnlich ist die großformatige Schwarzweißfotografie Cumae III, der als Vorlage ein historisches Foto des antiken Cumae bei Neapel diente. Cumae ist die bedeutsamste, früheste und nördlichste Siedlung der Griechen in Italien, zugleich auch Sitz einer Sibylle – einer antiken Frauengestalt, die in Ekstase zumeist Unheil weissagte. Das Foto zeigt den Gang zur Grotte der Sibylle von Cumae, von der aus Aeneas in die Unterwelt ging. In Vergils Aeneis, Buch VI, 42-51, heißt es von Aeneas’ Begegnung mit ihr: »Ausgehöhlt ist Kumaes Fels zur riesigen Grotte; breit ziehn hundert Schächte hinab, der Mündungen hundert, hundertfältigen Lauts dröhnt auf der Spruch der Sibylle.«