Günter Scharein beginnt in den 1970er Jahren mit Bildobjekten aus Karton und Siebdruckarbeiten. 1978 wechselt er zu Pinselarbeiten, mit welchen die Tiefenräumlichkeit der Farbe in neuer Qualität ausgelotet werden kann. Die minutiöse Strichtechnik der Frühzeit entwickelt Scharein zu einem Punktraster weiter, bestehend aus hunderten tonaler Farbverläufe und Tausenden von Punkten. Diese von wissenschaftlicher Akribie geleiteten Farbrecherchen verbinden sich mit einer spirituellen Aufladung über Bildtitel und motivische Anklänge an deutsche Maler der Renaissance und Romantik wie Matthias Grünewald und Caspar David Friedrich. Die sphärische Abstraktheit und malerische Verdichtung religiöser Themen darf man als Folie für das Sehnsuchtstriptychon der Mercedes-Benz Art Collection lesen. Das konkrete Heilsgeschehen in den Werken der kunsthistorischen Vorläufer übersetzt Scharein in eine freie Farbbewegung, die nun vom Betrachter individuell und emotional nachvollzogen werden kann.