Der 1943 in Bristol, England, geborene Bildhauer Nigel Hall gehört zu der englischen Bildhauergeneration, die in der Nachfolge von Henry Moore und Anthony Caro Mitte der siebziger, Anfang der achtziger Jahre den Begriff der »New Sculpture« beziehungsweise der »British Sculpture« geprägt haben. Unter dieser keineswegs homogenen Gruppe haben Richard Long, Hamish Fulton, David Nash oder Nigel Hall das Thema Landschaft in unverkennbar eigenen plastischen Formulierungen neu definiert. Landschaftseindrücke und landschaftliches Erleben sind bei Nigel Hall nur Stimulans zur bildnerischen Umsetzung einer plastischen Raumvorstellung.
Die monumentale Stahlskulptur Big River von 1998 ist von einer Flusslandschaft in Seoul inspiriert. Dorthin wurde der Künstler anlässlich der Olympischen Spiele 1988 im Rahmen der Errichtung des großen Skulpturenparks auf dem olympischen Gelände eingeladen. Licht und Schatten, Bewegung und Stillstand, Vitalität und Ruhe, Schweben und Lasten, Anlehnen und Stützen gehören zum thematischen Repertoire, aus dem das unendlich vielfältige und vielschichtige dreidimensionale Gefüge entsteht. Anstelle des kompakten Volumens tritt eine Definition des Raumes durch sensible Lineamente und geometrische Formationen. Die vertikalen Stäbe in Big River haben, analog zum Betrachter, eine aufrechte Position und bieten ihm Orientierung. Auf diese Weise gelingt es Hall, Dynamik und Ruhe, Vitalität und Stille ideal miteinander zu verbinden, eine Balance zwischen gegenläufigen Kräften herzustellen.