Das Werk von Ding Yi hat seit Mitte der 1980er Jahre wesentlichen Anteil an der Neuformulierung einer eigenständigen abstrakten Malerei in China. Cross Sketches, 2011, changiert zwischen Schrift und Zeichnung, indem Ding Yi durch Technik und Format auf die alte Schrifttradition Chinas verweist. Das extrem lange, schmale Format verweist auf die chinesische Tradition der Rollbilder auf, die Technik der Tuschezeichnung auf Reispapier nimmt Bezug auf die chinesische Kalligrafie. Die gestische, filigrane, nahezu ornamentale Formensprache der Kreuzmotive assoziiert handschriftliche Techniken. In einem vertikalen Feld, das den rechten Bildrand der Zeichnung abschließt, findet sich der als Kalligraphie umgesetzte Titel der Arbeit. Ding Yis Bilder wachsen gleichsam aus einem langwierigen handwerklichen Prozess heraus, der das Kreuz als ein visuell und grafisch vielfältig variierbares Material erscheinen lässt. Jedes seiner Bilder ist fragmentarischer Ausschnitt eines über die Bildränder hinaus ausgreifenden Gitternetzes als ideale, imaginierte Hyperstruktur, welche der Kommunikation zwischen Künstler/Autor und Betrachter:in/Leser:in einen zeitenthobenen, ideologiefreien Raum anbietet.