Das Werk von Kenneth Noland verbindet in exemplarischer Weise die europäischen Wurzeln der Geometrischen Abstraktion mit den verschiedenen Ausrichtungen einer minimalistischen Malerei, wie sie sich in Amerika seit etwa 1950 herausgebildet hat. Wir haben für die Mercedes-Benz Art Collection ein extremes Format der Streifenbilder erworben, eine Art Horizontlinie in gedeckten, beige-braunen Farben. Die Stripes, entstanden zwischen 1967 und 1970, variieren – im Gegensatz zu den ›shaped canvases‹ der anderen Serien dieser Zeit – das klassische horizontale Bildformat, erreichen jedoch eine enigmatische Aufladung des Bildes durch das ponderierte Verhältnis von bildimmanenter ›Farbquantität‹ bzw. ›Farbgewicht‹ und der äußeren Bildform. Nolands Stripes antworten auf die menschliche Wahrnehmungsform, die Welt gleichsam von links nach rechts in Zeilen zu lesen. Die Intensivierung der Farbkontinuität als Ausschnitt eines potentiell unendlichen Raumes dominiert das schlichte Faktum des Bildes als eines radikal reduzierten Farbkörpers.