„Wir wollten mit unseren Mitteln und Möglichkeiten am ästhetischen Aufbau einer neuen Gesellschaft teilnehmen. Und was lag da näher, als im Bauwesen sich zu betätigen oder auch in der Lehre bei der Ausbildung von Architekten mitzuwirken“, sagt Karl Heinz Adler über seine langjährige Lehr- und Forschungstätigkeit auf dem Gebiet der Architektur und Bauplastik. Adler applizierte die Prinzipien und Ansätze seine freie Arbeit auf baukünstlerische Kontexte, wie Wandbilder oder Fassaden, aber seine großmaßstäblichen Tätigkeiten wirkten auch zurück auf seine freie bildkünstlerische Arbeit. All diese künstlerischen Handlungsfelder verbindet Adlers „kosmisches Interesse an der Welt mit dem Sozialimpetus der Aufbaugeneration in der ehemaligen DDR sowie dem Technizismus der Architekturmoderne“. Seit 1955 experimentierte Adler (u.a. an der TH Dresden) mit Keramik- und Gusssteintechnologien und entwickelte zusammen mit Friedrich Kracht das modulare Betonformsteinsystem (ab 1968), das sich auch heute noch in ostdeutschen Städten entdecken lässt. Im Sinne Bauhausscher Maxime hat Adler in diesen Projekten die auf Funktion zielende Baupraxis und die autonome künstlerische Gestaltung neu synthetisiert. Der von der Mercedes-Benz Art Collection erworbene Entwurf für Wandgestaltung aus dem Jahr 1972 lässt sich auch vor dem Hintergrund der American Abstract Artists (AAA) lesen, die seit den 1930er Jahren abstrakte Wandmalereien im öffentlichen Raum realisierten. Auch Adler konnte seinen Entwurf in der 2. Hälfte der 1970er Jahre, einer (kultur-) politischen Tauwetter-Periode in der DDR, in einem staatseigenen Betrieb, dem VEB Herrenmode in Dresden, realisieren. Ausgeführt in Latexfarbe erstreckte sich das Wandbild auf einer Fläche von 3 x 18 m. Anfang der 1990er Jahre wurde das Werk jedoch unwiederbringlich zerstört.