Eugen Gomringer schreibt im jüngsten Werkkatalog zu Karl Heinz Adler, dass „das Lineare das Agens“ seiner kreativen Tätigkeit sei. Gomringer meint damit vor allem den Zyklus der Seriellen Lineaturen, der im Werk des Künstlers die umfangreichste und grundlegendste Werkgruppe einnimmt und Adler fast zwei Jahrzehnte beschäftigte. Die Serielle Lineatur über Kreis zählt zu den ersten Exempeln der Werkgruppe, die in den Jahren 1967 -68 aus den fächerartig ausgebreiteten Formen der Schichtungen hervorging. Die entstanden in Serien, innerhalb derer Adler seine a priori festgelegten Konzeptionen variieren und verschieben konnte. In der Collage der Mercedes-Benz Art Collection, gefertigt aus verschiedenen Papieren auf Zeichenkarton, durchbricht ein Kreis das strenge Raster grauer Streifen und schwarzer Quadrate. Auf den grauen Streifen sind feine Graphitlinien akribisch aufgetragen, aus deren Zwischenräumen im Bereich des Kreises weiße, plastische Streifen entstehen. Das Blatt zeugt von Adlers Wunsch nach Sauberkeit, Klarheit und Sparsamkeit der künstlerischen Mittel, die Linien und Streifen visualisieren seine Vorliebe für Rhythmus und sich wiederholende Formen. Solitär und visionär erscheinen Adlers Serielle Lineaturen insbesondere im Hinblick auf seinen Kontext in der DDR, die gegenstandsfreie Kunst schlichtweg ablehnte. Auch deshalb suchte Adler die Ordnung und Schönheit konkreter und konstruktiver Kunst auch auf freistehenden Wänden im Stadtraum, in dem er sich bereits in den 1960er Jahren in der Genossenschaft bildender Künstler „Kunst am Bau“ in Dresden engagierte.