Horst Bartnig, der in den 1950er Jahren in Magdeburg und Weimar eine Ausbildung als Bühnenmaler absolviert hatte, bekam 1964 in der Berliner Stadtbibliothek überraschend – da unerlaubt ‒ Malewitschs 1927 erschienene Programmschrift ›Die gegenstandslose Welt‹ in die Hände. Damit eröffnete sich für ihn eine geistige Welt, die den letzten Anstoß gab, sich im Künstlerischen fortan mit konstruktivistischen und konkreten Gestaltungsmitteln zu befassen, obgleich die DDR-Kunstideologie diese entschieden ausgegrenzt hatte. In mathematisch und systematisch angelegten malerischen Serien befasst sich Bartnig mit der Variation geometrischer Grundelemente, mit variablen Systemen und strukturalen Konstellationen, er bezieht neueste Erkenntnisse der Physik in seine Arbeit ebenso ein wie Computerprogramme und die Analyse musikalischer Kompositionen. So legt auch das für die Mercedes-Benz Art Collection erworbene Bild 858 unterbrechungen im Titel exakt seine Elemente dar, aber da jeder Strich mit der Hand gezogen ist, entfalten die 430 Graunuancen doch vor allem eine hohe visuelle Sensibilität und Attraktion.