Ihr langjähriger Beruf als Fotojournalistin führte Pamela Singh auf mehrere Kontinente der Erde. Singhs geschulter Blick auf den chaotischen Alltag in den Krisenherden der Welt leitet sie auch in ihrer künstlerischen Arbeit. Vordergründig strahlen die Motive ihrer Fotomontagen eine friedliche Atmosphäre aus, doch wohnt Singhs Bildern eine ästhetische Spannung inne, die in den machtvollen Rollenspielen der indischen Gesellschaft verankert ist. Die Serie der Jaipur Self-Portraits zeigt sie selbst, hineinmontiert in jenes das soziale Leben bestimmende Kastenwesen der Hindus. Als weltgewandte Frau im Mikrokosmos eines dörflichen Lebens anwesend, demonstriert sie ihre Zugehörigkeit, und bleibt doch eine Fremde: das gesamte Motiv des Schwarzweißfotos ist koloriert, nur die Haut der Künstlerin nicht. Singhs Fotocollagen sind malerisch überarbeitet und mit wenigen Schmuckelementen versehen, dies im Rückgriff auf die aus der historischen Buchmalerei bekannte Palimpsest-Technik.