In den Arbeiten mit karierten Mustern, zusammengefasst unter dem Titel Erziehung durch Dekoration, nimmt Simone Westerwinter Muster unserer täglichen Erfahrungswelt auf, um die Ambivalenz von Ordnung und Unordnung zu untersuchen. Zugleich befasst sie sich mit der Analogie von visuellen Mustern und Bewusstseins-Mustern. Karo- und Rasterstrukturen repräsentieren hier Denkprozesse. Zu den frühen Beispielen gehören ihre während eines Studienaufenthaltes in Chicago um 1990 entstandenen Aquarelle auf gefundenen Zeitungsseiten. Die aneinander gelegten Zeitungsblätter zwingen das Chaos der Informationen in eine künstlerische Ordnungsstruktur. Die Schönheit der warmen Rottöne ist nur oberflächlich harmlos, tatsächlich verbergen und exponieren sie hoch brisante politische und ökonomische Informationen und Machtkonstellationen, die auf den Zeitungsseiten verhandelt werden.