Das Werk von Jean Arp verbindet sich mit den großen Kunstströmungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts: mit Dada, Surrealismus sowie den abstrakten Tendenzen der 1930er Jahre. Seit 1916 tritt Arp als Dichter und bildender Künstler gleichermaßen hervor. Sein assoziatives Spiel mit sprachlicher Mehrdeutigkeit findet ihr bildliches Gegenüber in den Collagen, Plastiken und Reliefs. Arps Schaffen kreist gedanklich um zwei große Themen: die menschliche Figur und die kreatürliche Pflanzenwelt. Sein Werk Lèvres et glace à main [Lippen und Handspiegel], 1927, ist eine organische Konfiguration aus Kreis und leiblich gerundeter Form. Es ist keine direkte Ableitung der Realität; vielmehr besteht der Bezug in Phantasien oder Träumen darüber, wie sich Vitalität bildhaft konkret darstellen lässt und deuten somit auf den Formenkanon des Surrealismus. Alltägliche Dinge werden formal und im Titel zitiert und in einen abstrakten Bildraum transferiert.