Das Werk von Jean/Hans Arp schließt sich an die wichtigen Strömungen zu Beginn des 20. Jahrhunderts an: Dada, Surrealismus und die beginnenden Tendenzen abstrakter Kunst. Seit 1916 tritt Arp als Dichter und bildender Künstler gleichermaßen hervor. Sein assoziatives Spiel mit sprachlicher Mehrdeutigkeit findet ihr bildliches Gegenüber in den Collagen, Plastiken und Reliefs. Arps Schaffen kreist gedanklich um zwei für die Kunst grundlegende Gestaltformen: Die menschliche Figur und die organische Pflanzenwelt. Deutliche Anklänge an die menschliche Figur zeigen sich dann in Arps Spätwerk, wie bei Coryphée, deren plastische Rundungen formal durch die Strenge des schwarzen Granitsockels kongenial ergänzt werden. Das Material Marmor ist ein Werkstoff, der für Arp in den 1950er Jahren an Bedeutung gewinnt. Die glatt polierte Fläche unterstreicht die weich konturierte Form, die an einen weiblichen Torso oder an eine Pflanze erinnert. Die Skulptur verschmilzt Aspekte aus Antike, Tanz und Pflanzenwelt: Die griechische Tragödie bezeichnete mit Koryphäe den Anführer oder Chorführer, daraus hervorgegangen ist der französische Begriff ›coryphée‹ für die Solotänzerin eines Ballettensembles. Wie die griechische Bergnymphe Daphne in einen Lorbeerbaum, so verwandelt sich in Arps Phantasie die Balletttänzerin in eine vegetabil-tänzerische Silhouette.