Das Werk Max Uhligs lebt aus den subtilen und variablen Qualitäten der Linie. Der Künstler befreit die Linie von jeder darstellenden Funktionalität. Gleichwohl geht der betont aktionale Charakter seiner Linien nicht in willkürliche, tachistische Entfesselung über, sondern bleibt an den Formcharakter des Gegenstandes gebunden. Linie und Form bilden gemeinsam die Basis seiner Kunst. Sie sind die Mittel, die die Dramatik seiner Bildsprache konstituieren, polare Spannungen aufbauen, bündeln und wahrnehmbar machen. Max Uhligs Malerei und Zeichenkunst ist neben dem Aufsuchen und Umsetzen rhythmischer Spannungen wesentlich von diesen mühsam erkämpften Formfindungsprozessen bestimmt. Der Monate, oft Jahre währende Weg, etwa eine Baumkrone in einer spezifischen landschaftlichen Situation in verschiedenen klassischen Medien – Kreidezeichnung, Graphik, Aquarell, Malerei – festzuhalten, auf Elementarstrukturen hin zu durchdringen, zielt auf das Herauspräparieren einer für das Motiv letztgültigen Form. Dieser Prozess der Formfindung ist über den Zeitraum von 20 Jahren an den Werken Große Buschformation, bewegt, 1993, bis zu Baumreihe – dunkel, 2012 ablesbar.