Wegen des Verdachts der Pornographie hatte die Berliner Polizei im Jahr 1963 zwei der expressiv-gegenständlichen Gemälde aus der ersten Einzelausstellung des jungen Georg Baselitz entfernt. Mit dieser Aktion sorgte die Staatsanwaltschaft dafür, dass der aus der Oberlausitz stammende Maler quasi über Nacht einen hohen Bekanntheitsgrad erlangte; zumindest traf dies für die westdeutsche Kunstkritik zu. Bei aller motivischen Vielfalt, die das umfangreiche Werk des Künstlers als Maler, Bildhauer, Zeichner und Grafiker bis heute prägt, sind die stark biographisch gezeichneten Elemente unverwechselbar und haben sich seit Mitte der 1990er Jahre zum dominierenden Thema entwickelt. Aus dieser Zeit stammt auch das Gemälde Selbstporträt daneben von 1995, das um die Problematik des Verwebens von Figur, Grund und Ornament, um Fragen der Raumkonstituierung, des Neben- und Miteinanders von Linien und Flächen kreist. Selbstporträt daneben ist kein realistischer Abbildungsversuch, vielmehr eine Auseinandersetzung mit der Tradition des Selbstbildnisses in der Malerei.