Yang Fudongs komplexe fotografisch/filmische Erzählstrategie, seine bis in die Details von Licht, Musik, Personenregie ausgefeilte, enigma-tische Bildsprache sowie der filmhistorische und politische Anspielungs-reichtum seiner Arbeiten haben ihn zu einem Protagonisten einer neuen ›literarischen‹ Kunst in China gemacht. Der Film Yejiang / The Nightman Cometh, 2011, ist eine der wenigen Ein-Kanal-Projektionen Yang Fudongs in jüngerer Zeit. Die bühnenhafte Situation zeigt eine verschneite Landschaftsszenerie auf einem angedeuteten Kriegsschauplatz. Drei geisterhafte Personen aus offenbar konträren zeitlichen und historischen Zusammenhängen treffen auf einen verletzten Krieger in altertümlicher chinesischer Rüstung. Es gibt keinen erzählerischen Faden, kein Anfang und Ende. Wie der Krieger aus dem Nichts aufgetreten ist, so verlässt er die Szenerie auch wieder, ratlos, ziellos, reitet er im Schnee davon. Der Film – Yang Fudong bezeichnet ihn selbst als ›neo-realistisch‹ – verbindet den Lyrismus und das nur Angedeutete klassischer chinesischer Malerei mit der langsamen, offen interpretierbaren Erzählweise französischer Nouvelle Vague Filme.