Im Medium der Fotografie untersucht Natalie Czech die vielschichtige Wechselwirkung von Bild und Text und erschließt neue Bedeutungsebenen auf der Suche nach dem darin enthaltenen poetischen Potenzial. Ausgangspunkte ihrer poetischen Konzeptfotografien bilden gefundenes Material aus alten Zeitungen, Zeitschriften und Bildbänden, aber auch Werke der Poesie und Lyrik, in deren Textfluss Czech verborgene Poesien freilegt. Czech arbeitet mit illustrierten Seiten aus Magazinen und Büchern, in deren Textpassagen sie einzelne Buchstaben oder Wörter durch Unterstreichung oder farbige Markierung hervorhebt und so die bis dahin verborgene Existenz eines Gedichts aufspürt. Ihre Interventionen dienen Czech als Vorlage für ihre Fotografien. Zusammenhängend gelesen bilden die über den Ausgangstext gezielt verstreuten Markierungen einen eigenständigen Text, der nun neben der bereits vorhandenen Textvorlage lesbar wird, mit ihr interagiert und mehrsinnige Lektüren zulässt. Jenseits der festgelegten Leserichtungen werden verborgene Möglichkeiten der Sprache mit bildnerischen Mitteln sichtbar und Wörter in Bewegung gesetzt, nur ist ihr Sinn nicht mehr linear nachvollziehbar. Statt nur in eine Richtung lesbar zu sein, entwickeln die Sinnbezüge somit ein Eigenleben.