Weil Zeit bei Pak eine besondere Rolle spielt, hat der Prozess gegenüber dem Ausstellungsobjekt Vorrang. Etwas, oder ein Zustand, erlangt temporär den Status eines Kunstwerkes, kann diese Qualität aber auch wieder verlieren. Die für die Mercedes-Benz Art Collection erworbene, komplette und aktualisierte Version von Waiting for a Friend (without Appointment), 2006/2014, ist eine sechsteilige Konstellation aus gerahmten Texten, handschriftlichen Notizen und Fotografien. Präsentations- und Sammelform sind festgelegter Teil der Konzeption.
Die einzelnen Elemente der Installation erweitern das im Titel aufgeführte Ereignis und setzen dieses in ein vielfach verknüpfbares Geflecht von (Be-)Deutungen: A Story about “Waiting” (1) besteht aus einem religiösen Motiv in Textform, das Gleichnis des guten Samariters, die als Teil des Lukasevangeliums den Leser zur Nächstenliebe anregen soll. Remember my Entire Friends’ Names (2) wird für jede Edition neu vom Künstler angefertigt, indem er auf das rechte Blatt eines Diptychons alle Namen von Freunden schreibt, an die er sich erinnern kann, und die linke leere Seite – paradoxerweise – denjenigen Freunden gewidmet ist, deren Namen, dem Vergessen geschuldet, er nicht mehr im Gedächtnis hat. Der schlichte Akt des Wartens, welcher hier vielleicht als das Ausbleiben einer Aktion, aber dennoch als eine Art Handeln verstanden werden kann, dekliniert in Waiting for a Friend (without Appointment) (3) die Produktion und Rezeption eines Kunstwerkes. Die zufällige, aber trotz ihres offenen Ausgangs inszenierte Zusammenkunft mit einem Freund (der Künstler wartete im Durchgangsbereich einer S-Bahn so lange, bis einer seiner Freunde vorbei kam), wird in einem Schnappschuss und kurzen Wortwechsel sowie dem markierten Zeitpunkt, 16:38 h, dokumentiert. Waiting for All the People Sleep (4) beobachtet und listet die durch das Löschen des Zimmerlichts von auβen sichtbaren Schlafenszeiten der in einem Hongkonger Mehrfamilienhaus lebenden Menschen auf: Jeder Protagonist ist dabei verhältnismäßig wichtig, jedoch in Relation zum Ganzen bedeutungslos. Waiting for a Friend (Without Apointment, Airport Version) (5) zeigt wiederum – hier in der Ankunftszone eines Flughafens – das vergebliche Warten des Künstlers auf einen Freund. Die Sektion schließt mit einem Gedicht, A Poem (6), das den zentralen konzeptuellen Faktor der Arbeit dichterisch umschreibt: »Zeit rechtfertigt ihre Existenz im Prozess des Wartens…«