In Nommo (African Reliquary Replicate #2), 2012, endet der Arm eines Fruchtbarkeitsgottes der Dogon nahtlos in einer Latex-Faust. Ein augenähnlicher Metallknopf verstärkt die Ähnlichkeit mit dem Star-Wars-Bösewicht Darth Vader. Der starke Form- und Schwarz-Weiß-Kontrast der Zeichnungen lässt Tropen des Sadomasochismus und der Meister-Sklave-Beziehung in scharfen Konturen hervortreten. Die stilisierten Menschenwesen, die von Götterstatuen aus dem Ahnenkult der Dogon im südlichen Mali angeregt sind, versah Sayles mit Utensilien, die er in der Berliner S&M-Szene angetroffen hat.
Michael Sayles’ Serie ethnologischer Zeichnungen muss im Kontext seines Gesamtwerks betrachtet werden, das sich in diversen künstlerischen Medien mit aktuellen Sichtweisen von Identität und Selbstdarstellung auseinandersetzt. Sayles studierte im Umfeld der ›Young British Artists‹ Szene unter John Stezaker an der Londoner Kunstschule Central Saint Martins, wo er früh ein Gespür für naturgetreue Wiedergabe und Collage entwickelte. Die sorgfältig ausgeführten, großformatigen Bleistiftzeichnungen auf Papier verbinden völkerkundliche Ikonografie mit Fetischobjekten der heutigen Zeit.