Das rund fünf Jahrzehnte umspannende Werk von Michael Kidner zählt zu den konsequentesten britischen Positionen eines sensitiv-experimentellen Konstruktivismus. Ausgangspunkt für den Künstler ist eine rational begründete, seriell angelegte Systematik, die immer offen bleibt für intuitiv entwickelte Abweichungen rein vernunftgelenkter Wahrnehmung. Kidner beginnt erst als 36-jähriger sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Wichtige Station der 1950er Jahre ist für ihn das Atelier von André Lhote in Paris. Einschneidend wird für Kidner die Begegnung mit Abstraktem Expressionismus und Hard Edge amerikanischer Prägung, die in der Londoner Tate Gallery 1956 und 1959 vorgestellt werden. Seit Ende der 1950er Jahre arbeitet Kidner an der Serie der sogenannten ›Nachbilder‹. Diese ›Nachbilder‹ sind – repräsentiert im physiologischen Phänomen des Nachbilds auf der Netzhaut – eine genaue malerische Umsetzung solcher rationalen Bearbeitung des Unbewussten. Der Künstler konzentriert sich auf die Grundformen von Kreis und Rechteck und spielt mit diesem Vokabular verschiedene Projektionsverfahren von Bild und Nachbild durch.