Eva-Maria Reiners Werkgruppe der Scherenschnitte, die sie 2000 begonnen hat, stellen ein anderes Verfahren dar, über die Volumina und Umrisse des menschlichen Körpers zu arbeiten. Ausgangspunkt der Scherenschnitte sind Umfangmessungen von Körperteilen, welche auch im jeweiligen Werktitel des Schnitts angegeben sind. Aus der Anzahl der Messungen der einzelnen Körperteile ergibt sich die Anzahl der hintereinander gereihten Papierbahnen. Die jeweiligen Umfangmaße wiederum definieren je einen Kreis. Reiner nennt diese Kreise ›Erstkreise‹, die aus den Papieren ausgeschnitten werden. Aus den ›Erstkreisen‹ ergeben sich über eine mathematische Regel der Mittelwertberechnung weitere Kreise und daraus folgend Ausschnitte in den Bahnen. Plastische, unregelmäßige Ausformungen von Körpern werden so in eine sie disziplinierende und modellhafte Systematik überführt. Reiners Morphometrien sind auf dem schmalen Grat zwischen zweidimensionaler Zeichnung und dreidimensionalem Relief angelegt. Aus der Absenz der realen Körpervolumen entsteht die Präsenz des Ineinanderwirkens von Körper und Raum – über die Einblicke in die Löcher und das Verhältnis der Papierschichtungen zu der sie umgebenden Architektur.