Liu Dings Werke variieren zwischen unterschiedlichen Medien – skulpturalen Objekten, raumgreifenden Installationen, konzeptuellen Performances, sowie deren Dokumentation in Videos. Die Installation A story told to me by Wang Luyan, 2012, ist eine Rückblende, die sich mit der Bedeutung des Kontextes für die Rezeption eines Kunstwerkes auseinandersetzt. Zu sehen ist eine fotografische Reproduktion eines Bildes von einem nicht benannten Künstler, ein gerahmter Text des Künstlers und eine über ein Seil gespannte Leinwand. Auf dieser sehen wir die zum Bild gewordenen Vorstellung eines Gemäldes, von dem ihm sein Künstlerkollege Wang Luyan erzählt hat und welches Liu Ding bislang nicht gesehen hat. Es handelt sich um ein historisch bedeutendes Gemälde, dass, laut Auskunft von Wang Luyan, das erste Kunstwerk war, welches »nach der Kulturrevolution mit einer Qualität des Protestes sichtbar wurde«. In dem begleitenden Text beschreibt Liu Ding sowohl die Entstehung als auch die Rezeptionsgeschichte des Werkes. Die Bedeutung des Gemäldes begründet er mit dem außergewöhnlichen Präsentationsrahmen und der ›Funktion‹ des Werkes als emotionale Projektionsfläche für eine in Sinnsuche befangene Gesellschaft. Durch die mehrteilige Präsentation werden nicht nur die grundlegenden Möglichkeiten von Kunst reflektiert, sondern auch die Beschränkungen der Sprache und unseres Vorstellungsvermögens thematisiert.