Naturwahrnehmung, das Eindringen in die Tiefenschichten von Sein und Existenz, das Bildwerden immaterieller musikalischer Klänge – das ergibt den gedanklichen Horizont, der die Bildwelt von Lothar Quinte aufschließen lässt. Nach seinem Studium bei HAP Grieshaber und einer kurzen Frühphase gestischer Malerei wird Quinte, zusammen mit Rupprecht Geiger und Günter Fruhtrunk, der Generation der deutschen Konkreten nach 1945 zugeordnet. In der Zeit zwischen 1964 und 1979 entwickelt Quinte Werke, die den geometrisch abstrakten Kompositionen der konkreten und konstruktivistischen Kunst formal sehr nahe stehen, wobei im Unterschied dazu vor allem bildräumliche Überlegungen, neben der plastischen Lichtwirkung von Farbe, zum Ausdruck kommen. Das Dyptichon Gegenfächer Blau-Rot bildet ein Hauptwerk der späten 1960er Jahre. Die räumliche Wahrnehmung wird durch die konisch zulaufenden, diachromatischen Farbbänder evoziert, die zwei horizontal versetzt gespiegelte Fächern ergeben.