Durch extreme Langzeitbelichtungen macht Michael Wesely in seinen analogen Fotografien Zeitlichkeit und Veränderung visuell erfahrbar. Zwischen 1997 und 2000 dokumentierte er die Bauarbeiten auf dem Potsdamer Platz mit einer Belichtungszeit von bis zu 26 Monaten. Mit dieser Methode schuf der Fotograf Zeitdokumente der prozesshaften Stadtentwicklung: Unzählige einzelne Augenblicke verbinden sich zum atmosphärischen Gesamtbild einer gigantischen Baustelle mit Gebäuden, die nahezu transparent erscheinen, indem sie sich durch einander überlappende räumlich-zeitliche Schichten manifestieren und von Bewegungs-, Licht- und Wetterlinien durchzogen sind, die über die verschiedenen Jahreszeiten hinweg eingefangen wurden. Als Motiv wählte Wesely einen historisch bedeutsamen Ort mit Symbolcharakter: Fristete der Potsdamer Platz durch seine einstige Teilung durch die Berliner Mauer lange Zeit ein randständiges Dasein als innerstädtische Brache, wurde er nach dem Mauerfall zu einem Symbol für die deutsche Wiedervereinigung und für den Beginn eines neuen Zeitalters nach dem Ende des Kalten Krieges.