Oskar Schlemmers Kopf mit Tasse, 1923, entsteht in seiner Zeit als Meister am Bauhaus, 1921–29, als Leiter der Werkstätten für Wandmalerei, Stein- und Holzbildhauerei sowie der Bühnenwerkstatt. Schlemmers beständige Hinwendung zum Tanz und die Lektüre von Heinrich von Kleists Schrift ›Über das Marionettentheater‹ führen 1922 zu Schlemmers erster Inszenierung des handlungslosen ›Triadischen Balletts‹, in welchem die stereometrischen Kostümformen die Bewegungen der Tänzer bedingen. Oskar Schlemmer, Schüler Adolf Hölzels in Stuttgart um 1910, hat den Menschen nie als bloßes Motiv angesehen, sondern begriff ihn als Teil eines Geist, Natur und Seele umfassenden Bezugssystems. Über die Entwicklung seines ›Differenziermenschen‹, einer formelhaft verkürzten Kunstfigur, gelang Schlemmer eine idealtypische Repräsentation der menschlichen Figur. Schlemmer baut in dem kleinen Ölbild Kopf mit Tasse, ähnlich den nur lose verbundenen Teilen einer hölzernen Gliederpuppe, den Oberkörper der Figur aus drei Ovalformen auf, die durch einen schmalen Tisch vom Betrachter getrennt sind. Schattenzonen an den Armen geben der Flächigkeit der Figur eine Andeutung von Räumlichkeit.