Der Maler, Grafiker und Bühnenbildner Willi Baumeister zählt zu den wichtigsten Vertretern der Klassischen Moderne der 1920er- bis 1930er-Jahre in Deutschland sowie der Nachkriegsavantgarde. Entwicklung und Spielformen der abstrakten Malerei sind seinen Gemälden ablesbar, die geometrische Formen und deren Beziehungen im Bild thematisieren. Im Vordergrund steht für Baumeister das ›poetische Auge‹ der Betrachtenden, das durch den Formenschatz seiner Werke stimuliert und für eine andere Form der visuellen Erfahrung geöffnet wird. Ruhe und Bewegung II (auf Blau) setzt das im Titel angedeutete Bildthema als Spiel abstrakter Formen um, die auf dem lichtblauen Grund, gleich Schattenbildern, zu schweben scheinen. Während sich die ›Ruhe‹ durch die strenge Geometrie der Formen zeigt sowie durch ihre überwiegend vertikal aufragende, statuarische Reihung im Bild, wird ›Bewegung‹ durch die Wirkung von wechselnden Figur-Grund-Verhältnissen ansichtig. Die Betonung der Farbe als Material findet in diesem Werk ihre entsprechende Umsetzung.