Oskar Schlemmer, Schüler von Adolf Hölzel in Stuttgart um 1910 und herausragender Bauhaus-Lehrer, hat den Menschen nie als bloßes Motiv angesehen, sondern begriff ihn als Teil eines allumfassenden Bezugssystems. Er betrachtete ihn als kosmi-sches Wesen, als Welt-Totalität, das aus Geist, Natur und Seele besteht. Über die Entwicklung seines ›Differenziermenschen‹, einer formelhaft verkürzten Kunstfigur, die grundlegende Funktions- und Proportionszusammenhänge herausstellt, gelang Schlemmer eine idealtypische Repräsentation der menschlichen Figur. Die beiden großformatigen Wandbilder, die Schlemmer als Friese für das Privathaus des Architekten Erich Mendelssohn in Berlin entwarf, zeigen seinen idealtypischen Menschen in ein räumliches Konzept eingebunden. Architektur und menschliche Gestalt ergänzen sich, auch innerhalb des ungewöhnlichen Querformats, zu einem universal gedachten Gesamtkonzept.