Eine wiederkehrende Thematik in Zheng Guogus Werken ist die Auseinandersetzung mit der traditionellen chinesischen Kunst und Kultur sowie deren Übertragung in eine postmoderne Bild- und Formensprache, die dem asiatischen Kulturkreis verpflichtet ist. Zu Beginn seiner Karriere in den 1990er Jahren arbeitete Zheng vor allem im Medium der Fotografie, mit der sich zu dieser Zeit nur wenige chinesische KünstlerInnen auseinandersetzten. Eine frühe Arbeit ist Me and My Teacher, 1993. Ein halbes Jahr begleitete Zheng einen geistig behinderten, wohnungslosen Mann durch die Straßen Yangjiangs und hielt Szenen aus dessen Alltagsleben mit der Kamera fest. Zheng faszinierte dabei vor allem die unvoreingenommene, konventionsfreie Sicht des jungen Mannes auf die ihn umgebende Welt. So wurde dieser, wie der Titel der Arbeit impliziert, zu einer Art Lehrmeister für den Künstler. In der Folge entstand eine Reihe fotografischer Werke, in denen sich Zheng mit dem Verhältnis von Fiktion und Realität auseinandersetzte. In ihrer ästhetischen Sprache erinnern diese an Dokumentarfotografien, sind de facto aber Inszenierungen, Doku-Fiktionen.