Grell und offensiv markiert die Kunst Anselm Reyles häufig die Räume ihrer Präsentation. Ihre neonkalte Farbigkeit wirkt attraktiv und distanziert gleichermaßen. Obwohl Reyle die Materialität seiner Objekte nicht verschleiert, führen seine künstlerischen Überarbeitungen zu einer ästhetischen Verunklärung ihrer ursprünglichen Herkunft. Weder der ›Lampe‹ noch den Holzpaneelen, die Reyle für trust neu arrangiert und mit Neonröhren hinterlegt hat, ist eine eindeutige kulturelle Zuordnung ablesbar. Um als Readymades, mit zeitgenössischem Finish versehen, in den Kontext der Kunstbetrachtung überführt zu werden, sind für Reyle die strukturellen Merkmale seiner selektiven Findungen entscheidend. Reyles ästhetische Analysen der alltäglichen Lebenswelt ergeben, dass Strukturen der abstrakten und minimalistischen Kunst in den Gegenständen des Alltags bereits angelegt sind – hier sind es Wandpaneele und eine Lampe aus Zeiten der ehemaligen DDR, in welchen der Künstler das klassische Vokabular der Minimal Art auffindet.